3/28/2019 0 Comments HERRliche ZeitenOtto blickt aus dem Fenster zum Wannsee. Segelboote kreuzen, am Ufer hockt ein Angler in seinem Kahn. Herrliche Zeiten also, ein Idyll, wie gemalt, vor rabenschwarz sich verfinsterndem Zeithorizont. Otto Kypscholl ist ein junger Maler, den Norbert Leithold ins Zentrum seines Epochenromans über eine deutsche Familie gestellt hat, die in mehrfacher Hinsicht zum Profiteur der nationalsozialistischen Verbrechen wird. Herrlich Lässt Schön Grüßen'Herrliche Zeiten' hatte Wilhelm II. Den Deutschen versprochen und es schien lange so, als würde er sein Volk nicht enttäuschen. Doch dann kam alles ganz. HERRliche Zeiten ein Film von Oskar Roehler mit Katja Riemann, Oliver Masucci. Inhaltsangabe: Schönheitschirurg Claus (Oliver Masucci) und seine Gattin, die. Das Geschäft des Patriarchen Hermann Kypscholl blüht rasant auf, als die Firma Uniformen für die Wehrmacht herzustellen beginnt. Man ist wer in der Berliner Gesellschaft, die Sängerin Lale Anderson gehört zu den Freunden des Hauses, und Tochter Anna strebt eine Karriere in der NS-Rassenbiologie an, die sie zunächst in die ostwestfälische Wewelsburg und später in ein Lebensbornheim in den neuen Ostgebieten führt. Zwei Gefühlswelten: Bremen Obenauf, Köln Am BodenDie Kypscholls sind eine Aufsteigerfamilie und als solche mehr mit ihren privaten Befindlichkeiten befasst als mit ideologischen Zuspitzungen oder gar Skrupeln. Verzweifelt versucht sich der begabte Künstler Otto gegen die kantige Dominanz seines Vaters zu wehren. Zuspruch und Förderung seiner künstlerischen Ambitionen erfährt er zunächst vom jüdischen Maler Finkel, ein Freund der Mutter Elisabeth, den es später in einen abenteuerlichen Raubkunstroman nach Paris verschlägt. Ein Raubkunst-Roman Schon auf den ersten Seiten erzeugt Leithold eine grelle Klischeedichte, die den Leser eher skeptisch macht als mitreißt. Aber genau diese Skepsis ist das Rüstzeug für die Neugier auf eine Familiengeschichte, in der der Wille zum Fortkommen der Nächsten zu verhängnisvollen Affären mit dem mörderischen Zeitgeschehen verlockt. Otto Kypscholls Malerkarriere findet nicht statt, seine erworbenen Kunstkenntnisse reichen jedoch aus für eine Laufbahn in der Waffen-SS, für die er Kunstraubzüge durch ganz Europa organisiert und so mit Geschick und Dusel in die höchsten Sphären des NS-Regimes vordringt. Vor dem Hintergrund der Affäre Gurlitt ist man versucht, „Herrliche Zeiten“ als Raubkunst-Roman zu beschreiben, der tief eindringt in den verbrecherischen Handel, wie er war oder doch hätte gewesen sein können. Im Lichte der allgemeinen Verblüffung, die das wundersame Auftauchen der Sammlung Gurlitt ausgelöst hat, bietet Leitholds Roman ein minutiös gezeichnetes Gesamtbild an, angesichts dessen das gesellschaftliche Erstaunen über Cornelius und Hildebrandt Gurlitt als ein gehöriges Stück Verdrängung entlarvt wird. Geschickt verknüpft Leithold historische Fakten mit romanhafter Verdichtung. Fast alles in diesem Buch erscheint dabei übertrieben, aber es sind Übertreibungen, die den filmischen Erzähltechniken eines Quentin Tarantino ähneln, denen im Zusammenhang mit den nationalsozialistischen Verbrechen kein Abenteuer skurril genug erscheint. Und so liest sich denn die Geschichte der Zusammenarbeit zwischen Otto Kypscholl und dem Maler und Fälscher Han van Meegeren wie ein unglaubliches Ganovenstück, das Leithold jedoch mehr oder weniger faktengetreu an der Geschichte van Meegerens orientiert hat, dem das Kunststück gelang, bedeutsame Bilder Vermeers zu fälschen und diese Arbeiten an Hermann Göring zu verkaufen.
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April 2019
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